Was ich an Männern wirklich hasse

Feministen, aber vor allem Feministinnen wird sehr oft unterstellt, dass sie alle Männer hassen. Ich möchte gleich vorweg nehmen, dass diese Aussagen genau das ist, eine Unterstellung. Ich kenne keine Feministin die wirklich alle Männer hasst. Einzelne Männer vielleicht, aber jeder hat die Freiheit ein anderes Individuum nicht zu mögen. Auch ich hasse Männer nicht. Im Gegenteil, einige Männer liebe ich über alles und ihre Meinung ist mir sehr viel wert.

Trotzdem gibt es einige Verhaltensweise, die typischerweise von Männer ausgehen, die ich wirklich nicht ausstehen kann. Auch Frauen haben gewisse Angewohnheiten die ich hasse, und darüber werde ich auch noch einen Artikel schreiben. Heute beginnen wir aber einmal mit dem „überlegenen Geschlecht“.

Disclaimer: Wenn ich Männer schreibe, meine ich nur jene einzelnen Männer, die sich dieser Verhaltensweisen bedienen. Wenn du dich also nicht angesprochen fühlst, bist du wahrscheinlich auch nicht gemeint. Ebenso spreche ich hauptsächlich von heterosexuellen Cis-Männern. (Cis = das Gegenteil von Trans)

 

1. Unwissenheit

Männer wissen oft nicht viel über Frauen, und tun gerne so als würden Frauen von einem anderen Planten kommen. Dabei ist es offensichtlich, dass Männer und Frauen Menschen sind. Und auch wenn es einige überrascht, aber Frauen und Männer sprechen oft sogar dieselbe Sprache. Statt sich also in ihrer Unwissenheit zu suhlen, könnten Männer generell mehr Interesse an Frauen zeigen. Dabei meine ich Interesse an dem Menschen, nicht Interesse an dem Sexobjekt. Objektifiziert werden wir schon genug.

Es ist total spannend, dass Männer ihre Fragen über Frauen nicht an Frauen stellen. Will ein Mann wissen wie er bei einer Frau landen kann, zieht er Männerzeitschriften, Pick-Up Artists oder Jungspunde auf YouTube zu Rate. Es ist ein gut gemeinter Rat an alle Männer, die sich auf diesen Plattformen erkundigen: Wenn ihr wissen wollt was Frauen wollen, dann fragt doch einfach Frauen und nicht Männer. Auch Frauen sind Individuen und Individuen mögen unterschiedliche Dinge. Statt also Männer zu fragen, was eure Angebetete will, könntet ihr auch einfach eure Angebetete selbst fragen. Dieser Tipp gilt vor allem dann, wenn es um Sex geht! Fragt doch die Frau mit der ihr schläft was ihr gefällt und was nicht. Glaubt mir, sie selbst weiß es besser als irgendwelche Männerzeitschriften!

2. Frauen sind Menschen

Es ist spannend, dass es einen Haufen von Artikeln gibt, die einem erklären wollen was Frauen und Männer wirklich in einem Partner suchen. Noch spannender ist aber, wie unterschiedlich die Geschlechter mit diesen Themen umgehen. Als eine Art Fallstudie habe ich jeweils zwei „Männerseiten“ und zwei „Frauenseiten“ mit der Frage „Was wollen Frauen?“ und „Was wollen Männer?“ konfrontiert. Die Ergebnisse sind symptomatisch. Wir alle haben die typischen Antworten wahrscheinlich schon oft gehört.

Die „Frauenseiten“ (GoFeminin & Brigitte) meinten, dass Männer es gerne haben mit Respekt behandelt zu werden. Das sie Frauen mögen die sie unterstützen, die interessiert sind an ihrem Leben und ihren Zielen und die ihm den Freiraum lassen den er braucht. Grundsätzlich könnte man also sagen, dass Männer auf Frauen stehen, die sie wie Menschen behandeln. Ebenso raten diese Seiten Frauen „natürlich schön“ zu sein, da Männer natürliche Schönheit besonders erotisch finden. Ob diese Aussage stimmt, bezweifle ich stark. Denn die Frauen in Pornos sind auch nicht unbedingt „natürlich schön“ und anscheinend finden Männer diese doch auch erotisch. Sogar so erotisch, dass 20% der Männer während der Arbeit Pornos konsumieren.

Die „Männerseiten“ (Men’s Health & Alpha-Mann) liefern ein anderes Bild. Glaubt man diesen Seiten, wollen Frauen ausschließlich einen reichen Mann mit hohen Status. Das Aussehen ist ihnen dabei komplett egal, solange es sich um ein Alpha-Männchen handelt. Gleichzeitig unterstellt die Seite Alpha-Mann den Frauen nicht zur Logik fähig zu sein. Obwohl ich zugeben muss, dass Men’s Health noch bedenktlicher Ratschläge hatte als Alpha-Mann. Der Men’s Health Artikel Was Frauen wollen, erklärt nicht wirklich was Frauen wollen, sondern gibt eine Schritt-für-Schritt Anleitung wie Mann eine Frau ins Bett bekommt. Dabei ist der Artikel mit nackten Frauenbilder, die mit Photoshop perfektioniert wurden, zugekleistert. Obejektifizierung óle!

Während „Frauenseiten“ also davon ausgehen, dass Männer wie Menschen behandelt werden wollen, degradieren die „Männerseiten“ Frauen zu Wesen, die nicht logisch Denken können, geldgeil sind und die im Grunde nur irgendwie ins Bett gebracht werden müssen. Es mag euch jetzt überraschen, aber die Tipps der „Männerseiten“ sind nicht wirklich hilfreich. Denn obwohl es für manche Männer unverständlich ist, aber Frauen sind auch Menschen. Und was sie wollen, ist im Grunde das gleiche, was jeder Mensch will: respektiert werden, geliebt werden und als Mensch akzeptiert werden. Surprise Surprise… Menschen wollen wie Menschen behandelt werden!

3. Egoismus

Gratulation, ihr seid nachweislich das egoistischere Geschlecht. Ob es biologische Ursachen dafür gibt, wie z.B. Testosteron, sei dahin gestellt, aber man kann nachweisen, dass die Erziehung Männer egoistischer macht als Frauen. Ob man darauf wirklich stolz sein kann, bezweifle ich.

Es geht oft nur um euch, beispielsweise auch beim Sex (in Heterobeziehungen). In Zahlen haben Männer beim Sex mit einer Wahrscheinlichkeit von 91% einen Orgasmus und Frauen nur mit einer Wahrscheinlichkeit von 64%. Den Oralverkehr beim Gegenüber mögen zwar mehr Männer (52%) als Frauen (28%), aber trotzdem führen Frauen öfters Oralsex an Männern aus. 63% der Männer gaben bei einer Studie an Oralsex bekommen zu haben, während nur 44% der Frauen das Vergnügen hatten oral befriedigt zu werden. Obwohl Männer lieber Lecken als Frauen Blasen, bekommen Frauen trotzdem weniger Oralsex. Schon ein wenig egoistisch. Bevor ihr also glaubt ein Recht auf Sex zu haben (wie z.B. Begriffe wie Friendzone oder Incle nahe legen), lernt doch erst mal uns zu befriedigen. Vielleicht haben wir dann auch lieber Sex mit euch 😉

Das schlimmste ist jedoch, dass die meisten Männer nicht mal wissen wie das Geschlechtsorgan von Frauen heißt, nämlich Vulva. Die meisten Männer denken, dass die Vagina das Lustorgan der Frau ist, obwohl die Vagina nur das Reproduktionsorgan ist. Unser Lustorgan ist die Klitoris. Dort sind die ganzen Nerven (übrigens doppelt so viele wie im Penis) und nicht in der Vagina. Eine Geburt wäre unmöglich wenn die Vagina so viele Nervenenden hätte.

Stellt euch die Situation einmal umgekehrt vor: Ihr schlaft mit einer Frau, die nicht einmal eure grundlegende Anatomie kennt. Weil sie nicht weiß, dass der Penis das Lustorgan ist, krault sie euch ständig die Hoden ( = Reproduktionsorgan des Mannes) und wartet darauf, dass ihr in Ektase kommt. Den meisten Männern geht es da wie den meisten Frauen, allein durch die Stimulation des Reproduktionsorgans ist ein Orgasmus nicht möglich. Es kann zwar sehr angenehm sein am Reproduktionsorgan stimuliert zu werden, es kann aber auch sehr unangenehm sein. Unsere Anatomie und Lust hat euch Jahrtausende lang nicht wirklich interessiert. Die Menschheit hat zuerst den Mond erreicht, bevor wir wussten wie das Lustorgan der Frau genau aussieht. Ich würde sagen, dieses Desinteresse stinkt stark nach Egoismus.

Die Erkenntnis, dass unsere Vagina nicht das Zentrum unserer Lust ist, ist wahrscheinlich hart für manche Männer. Denn das bedeutet, dass Frauen Penisse nicht brauchen um zum Orgasmus zu kommen. Eure Penisse sind nicht magisch und Freud war ein Vollidiot mit Minderwertigkeitskomplexen. Frauen brauchen keine Penetration um zu kommen. Im Gegenteil, nur etwa 4% der Frauen können nur durch Penetration kommen. Die meisten Frauen brauchen die Stimulation des externen Teil der Klitoris. Ich weiß, es tut weh, aber euer Penis ist unserer Klitoris sogar verdammt ähnlich und sie bestehen sogar aus dem gleichen Gewebe. Der einzige Unterschied ist, dass der Penis zum Großteil außen liegt und die Klitoris zum Großteil innen. Lebt damit und erkennt die Klitoris so an, wie ihr eure Penisse auch anerkennt.

Penis und Klitoris
Penis & Klitoris. Die Ähnlichkeit ist verblüffend.

 

4. Ihr seid primitiv

Ich möchte hier gar nicht abwertend klingen und ich weiß, dass ich es trotzdem tue. Aber wenn ich sage „Männer sind primitiv“ dann meine ich das in Bezug auf Sex. Ihr seid einfach so durchschaubar und viele von euch sind wirklich nur an Sex interessiert. Versteht mich nicht falsch, ich liebe Sex und ich hätte nichts dagegen Sex mit mehreren Menschen zu genießen. Für mich ist Sex eine Art der Kommunikation. Was mich jedoch stört ist, dass viele von euch Sex über alles stellen. Als wäre eine Freundschaft, ein nettes Gespräch oder jede andere Form der Intimität komplett sinnlos und reine Zeitverschwendung.

Wenn ich aus gehe und merke, dass mich ein Mann beobachtet, weiß ich schon von vorne herein was los ist: Er möchte mich heute noch irgendwie ins Bett kriegen. Es geht nicht darum Menschen kennen zu lernen, es geht nicht darum ob Sympathie im Spiel ist und es geht nicht darum Interesse an der Person zu haben. Es geht darum, die Schritt-für-Schritt Anleitung von Men’s Health durch zuziehen und um jeden Preis einzulochen, selbst wenn ihr dafür lügen müsst, dass sich die Balken biegen.

Man merkt vielen von euch an, dass die Person unwichtig ist solange man seinen Pimmel reinstecken kann. Ich finde das limitierend. Wenn es nach mir gehen würde, gehen Menschen aus, um Spaß zu haben und neue Menschen kennen zu lernen. Bevor ich mit einem Menschen ins Bett will, will ich erst mal herausfinden ob diese Person sympatisch und interessant ist. Eure Erwartungshaltung macht euch unsympathisch. Freundschaft genügt euch nie, denn was ist schon eine weibliche Person wert, mit der Mann nicht ins Bett kann?

Ein Tipp von einer Frau: Geht aus um interessante Menschen kennen zu lernen, nicht um ein Sexobjekt zu finden. In meiner Wunschvorstellung, redet ein Mann mich an weil er mich interessant findet und mich näher Kennenlernen will. Nicht weil ich fickbar aussehe. In meiner Wunschvorstellung redet man dann über alles mögliche, findet sich interessant, ist ehrlich zueinander und landet im besten Fall im Bett oder hat eine neue Freundschaft gewonnen. Es geht nicht immer nur um Sex. Das ist langweilig und vorhersehbar. Wie schon erwähnt, wir wollen wie Menschen behandelt werden also denkt nicht wir wären verpflichtet mit euch zu schlafen. Denn wisst ihr, wenn man Frauen wie Menschen behandelt, kann es immer noch zu Sex kommen.

5. Schraubt eure Erwartungen runter

Wir sind kein Sexobjekt, keine Sexdolls, keine Statussymbole und auch nichts zum Angeben. Wir sind Menschen und so möchten wir auch behandelt werden. Aber das habe ich schon mehrfach erwähnt.  Es fällt euch anscheinend leichter uns als Objekte wahrzunehmen. Mit diesen Objekten wollt ihr dann angeben, deshalb sollte das Objekt dem gängigen Schönheitsideal entsprechen. Dabei vergesst ihr aber, dass das gängige Schönheitsideal nicht mehr viel mit Realität zu tun hat. Ihr messt uns mit Photoshop, professionellen Pornodarstellerinnen und animierten Videospielschönheiten. Gleichzeitig wird dann behautet Frauen sollen natürlich aussehen. Doppelmoral lässt grüßen.

Seht selbst mal in den Spiegel und hört auf damit, immer unerreichbarere Schönheitsvorstellungen zu propagandieren. Es mag schwer zu verstehen sein, aber normale Frauen können mit diesen Standards nicht mithalten. Nicht einmal theoretisch können Frauen so aussehen wie animierte Augenweiden, denn die Proportionen die beworben werden, sind biologisch unmöglich zu erreichen. Deshalb versuchen manche Frauen eure Standards mit Schönheitsoperationen zu erreichen. Das Ganze hat mit „natürlich“ nichts mehr zu tun, oder habt ihr schon einmal einen Stier gesehen, der die Kuh nicht vögeln wollte, weil ihr Euter nicht prall genug mit Silikon gefüllt war?

Es ist nun einmal die Realität, dass Frauen nicht aussehen wie Barbie (sonst würden sie nämlich nicht lebensfähig sein). Genauso ist es die Realität das Frauen Haare haben. Nicht nur am Kopf. Und in dieser Realität ist die Haarentfernung verdammt zeitaufwendig, also entweder ihr entfernt euch selbst alle Haare in gleicher Regelmäßigkeit wie Frauen, oder ihr hört auf ständig glattrasierte Frauen zu erwarten. Hört einfach damit auf Doppelstandards anzuwenden wenn es um Frauen geht. Was ihr von Frauen wollt, dass wollen sie auch von euch. Wer gerne eine Barbie hätte, sollte selbst bemüht sein wie Ken auszusehen. Wer gerne einen Nacktmulch will, sollte selbst gewillt sein wöchentlich ein paar Stunden dafür zu investieren. Wer wegen seiner Persönlichkeit gemocht werden will, sollte selbst Persönlichkeit als Nummer eins in der Prioritätenliste haben. Und wer wie ein Mensch behandelt werden will, sollte andere auch so behandeln.

 

Quellen:

Zusatzmaterial für Interessierte:

Katrin Graßl

Autorin & Sprachwissenschaftlerin, Feministin, Anarchistin, Anti-Kapitalistin, Historikerin & Pädagogin

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