Rede Donnerstagsdemo Graz 14.02.2019

Rede Donnerstagsdemo Graz 14.02.2019

„Gewalt an Frauen“ – von Andreas

Liebe Artgenossinen und Artgenossen,

Ich darf heute über Gewalt an Frauen zu Ihnen sprechen. Gewalt an Frauen ist keine importierte Gewalt, Sie ist allgegenwärtig auf jedem Kontinent, in jedem Land und das bereits seit Jahratausenden. Kurz um in jedem Patriachat dieser Welt.

Aber was genau ist Gewalt an Frauen?
Gewalt an Frauen kann in physischer, psychischer, sexueller, ökonomischer oder sozialer Form ausgeübt werden. Wenn jede 5. Frau in Österreich von körperliche oder pyschischer Gewalt betroffen bzw. 3 von 4 Frauen von sexueller Belästigung betroffen sind, wer sind dann die Täter?

Unser klassisches Täterbild ist komplett falsch und irreführend. Uns wird eingetrichtert, dass die Täter meist Fremde sind, unbekannte Männer, die in irgendeiner dunklen Gasse auf die Frauen lauern.
Glaubt man aber Schätzungen der Polizei, so werden 90 Prozent aller Gewalttaten in der Familie und im sozialen Umfeld begangen. Das bedeutet, die Täter sind keine fremden, bösen Menschen, sondern Menschen aus dem Umkreis mit Familien. Im Grunde sind Menschen wie du und ich.

Wie schnell man zum Täter wird, musste ich selbst erleben:
Mir wurde vor 10 Jahren von einer Frau vorgeworfen, sie vergewaltigt zu haben. Mit der Anschludigung konfrontiert, wusste ich nicht umzugehen. Ich verzweifelte. Mir war nicht klar was sie damit meinte. Denn ich war weder gewaltätig, noch habe ich sie anderwertig zu etwas gezwungen. Ihr Vorwurf hatte einfach nichts mit dem Bild einer Vergewaltigung zu tun, das ich im Kopf hatte.
Auf die Idee, dass Sie sich genötigt gefühlt hat oder das Stillschweigen und Nichts sagen keine Zustimmung sind, bin ich erst Jahre später gekommen.

Es ist schmerzlich zu realisieren, dass man keine weiße Weste hat, dass man die Grenzen andere überschritten hat, wenn auch unbeabsichtigt.
Ich kann die Vergangenheit nicht ändern oder ungeschehen machen. Alles was ich machen kann, ist jene Frauen um Verzeihung zu bitten, denen ich weh getan habe und über meine Fehler zu sprechen und so anderen Menschen vielleicht vor denselbingen zu bewahren.

Das Problem ist aber nicht nur unser irreführendes Täterbild, das den Großteil der Täter ungesehen lässt. Unser Problem ist unser Männlichkeitsbild im Allgemeinen. In unserer Gesellschaft werden Männer dazu erzogen Grenzen zu überschreiten ohne sich selbst als Täter zu sehen. Die Selbstrexlexionsfähigkeit der Täter wir komplett unterbunden, indem Frauen als Eigentum anstatt als Menschen gesehen werden. Frauen werden Objektivierziert, sie werden nur als Objekte sexueller Begierde wahrgenommen.
Ein Objekt hat keine Grenzen, deshalb kann man mit einem Objekt machen was man will. Einem Objekt kann man nicht weh tun. Ein Objekt hat keine Rechte, keine Gefühle. Ein Objekt kann man nur besitzten, und Männer denken den Anspruch auf diesen Besitzt zu haben.

Um das Problem der Gewalt zu lösen, dürfen wir daher nicht nur auf die Opfer schauen, auch wenn diese jedwege Unterstützung und Solidarität verdient haben.
Aber um der Gewaltspirale zu entkommen, müssen wir umso mehr bei den Tätern sensibilisieren und anfangen ihnen Möglichkeiten der Reflexion und Selbsterkenntnis zu geben. Wir müssen  Erziehungsarbeit leisten und Emphatie zu unserem neuen Grundsatz werden lassen.

Denn Gewalt an Frauen passiert täglich überall rund um uns herum, ob in der Straßenbahn, im Internt oder zuhause in den eigenen 4 Wänden. Es beginnt bei abfälligen Bemerkungen und endet bei physischer Gewalt. Es ist längst überfällig, dass wir uns von diesem Verhalten verabschieden und als Gesellsachaft dagegen angehen, denn jeder sexistische Akt ist einer zu viel.
Es liegt an uns, jahrtausende alte Traditionen zu zerstören. Vor allem wir Männer müssen endlich anfangen uns anderen Männer in den Weg zu stellen, diese Männer zu maßregeln und unsere eigene Komfortzone zu verlassen.
Geht dagegen an, sprecht es an, setzt euch ein, um eine bessere Welt zu schaffen, in der Gewalt an Frauen nur mehr eine Legend ist.

 

 

Andreas auf Twitter: https://twitter.com/Andreas_Excel

 

Donnerstagsdemo in Graz: Meine Rede

Donnerstagsdemo in Graz: Meine Rede

.Am 29.11.2018 fand die erste Donnerstagsdemo in Graz statt. Die Demo war sehr gut besucht, den Schätzungen zu folge waren zwischen 1500 und 4000 Menschen bei der Demo. Somit war der Auftakt in Graz ein voller Erfolg!

Für mich persönlich war die Demo etwas ganz besonderes, denn ich wurde gebeten dort eine Rede zu halten. Seit ungefähr einem Jahr bin ich als Aktionista* für das Frauenvolksbegehren tätig. Ich engagiere mich dafür, weil es meiner Meinung nach ein Umdenken bei Geschlechterverhätnissen braucht. Natürlich braucht es ein Umdenken in vielen Gebieten, aber irgendwo muss man ja beginnen. Auf jeden Fall, durfte ich bei der Demo als Aktionista* meine erste öffentliche Rede halten.

Erstens fühlte ich mich geehrt, dass ich als einfach Mensch meine Gedanken vor so vielen Menschen teilen durfte. Es ist ein unglaubliches Gefühl, wenn die eigenen Stimme gehört wird. Für diese Chance möchte ich allen danken. Für all jene die interessiert was ich zu sagen hatte, habe ich meine Rede auch hier verewigt.

Meine Rede bei der Donnerstagsdemo in Graz:

Wir leben in unsicheren Zeiten. Durch den Kapitalismus ist alles exponentiell gewachsen. Unser Wissen, unsere Lebenserwartung, aber auch unsere Probleme. Als Menschheit mussten wir möglicherweise noch nie komplexere Probleme lösen. Unsere Politik scheint daran aber kein Interesse zu haben. Statt Lösungen zu finden, versucht die Politik uns ihre Doppelmoral als Allheilmittel zu verkaufen.

Scheinheilig wird den einzelnen Bürgern und Bürgerinnen der Klimawandel angekreidet, während Großkonzerne durch den Schutz der Politiker munter weiter unsere Lebensgrundlage zerstören. Gegen Flüchtlinge wird gehetzt und ihre Fluchtursachen werden in Frage gestellt, während unsere Politiker erst die Waffen liefern, die Menschen zum Flüchten zwingen. Sie wollen es leichter machen Familie und Beruf zu vereinbaren, dies machen sie indem die Kinderbetreuungsplätze kürzen. Sie schreiben sich Gewaltprävention auf die Fahnen und streichen trotzdem das Budget dafür. Es wird behauptet, der Staat hätte nicht das Geld, um Bürger und Bürgerinnen zu schützen. Gleichzeitig gibt es aber genügend Geld für Propaganda und Selbstbeweihräucherung. (All das ist Doppelmoral!)

Gerade Gewalt ist ein Thema, das uns alle betrifft. Wir alle kennen die Zahlen. Wir alle wissen, dass vor allem Frauen und Minderheiten von Gewalt betroffen sind. Jede fünfte Frau in Österreich ist von Gewalt betroffen und dreiviertel aller Frauen erleben sexuelle Belästigung. Das tragische an diesen Zahlen ist, dass zwei Drittel dieser Taten von Bekannten und Familienangehörigen ausgeübt werden. Wenn wir Frauen also erzählen, sie wären im öffentlichen Raum nicht sicher, dann lügen wir. Der Private Raum ist die größte Gefahr für Frauen. Lassen wir uns keine Angst vor dem öffentlichen Raum einreden, denn wer Angst vor diesem Raum hat wird ihn meiden und das ist genau was sie wollen. Wir sollen leise sein und uns ins Private zurückziehen. Aber wir werden nicht länger schweigen und wir lassen uns unsere Stimmen nicht mehr nehmen.

Wenn wir der Gewaltprävention die Mittel nehmen, verwehren wir den Opfern die Hilfe, die sie verdient haben. Aber auch den Tätern nehmen wir jede Chance auf Selbstreflexion, Hilfe und Veränderung. Nehmen wir der Gewaltprävention das Geld weg, wird es zwangsläufig zu mehr Gewalt kommen. Deshalb fordert das Frauenvolksbegehren einen Ausbau der Gewaltprävention, weil es uns alle betrifft! Schaffen wir einen Platz, eine Bewegung, in der Gewalt und Dominanz nicht mehr mit Stärke verwechselt werden. In der es kein Zeichen von Schwäche ist Fehler einzugestehen. Denn wir alle haben Fehler gemacht, und es erfordert Stärke diese zuzugeben. Brechen wir den zerstörerischen Kreislauf der Gewalt indem wir uns eingestehen, dass keiner von uns perfekt ist.

Beginnen wir mit damit zu Verzeihen, vor allem uns selbst aber auch den Menschen, die uns wehgetan haben. Hören wir damit auf ständig unsere Differenzen hervorzuheben und lasst uns lieber unsere Gemeinsamkeiten feiern. Sie versuchen uns mit alten Methoden und klassischen Rollenbildern unfrei zu halten. Sie berauben Männer um wertvolle Zeit mit ihren Kindern, und treiben Frauen in die finanzielle Abhängigkeit. Zynisch behaupten sie, man könnte alles schaffen, wenn man nur will. Dabei haben sie jegliche Lebensrealität aus den Augen verloren. Ihr Ziel ist es uns die Stimme zu nehmen und uns weiß zu machen, dass man alleine nichts ändern kann. Aber seht euch um! Wir sind nicht alleine. Wir sind mehr. Und wir können alles verändern!

In der Vorbereitung für den heutigen Tag, hat ein Bekannter mich gefragt wogegen wir den demonstrieren. Mich störte die Formulierung. Denn natürlich sind wir gegen gewisse Vorgehensweisen dieser Regierung. Viel wichtiger wäre aber die Frage wofür wir sind. Es ist einfach gegen etwas zu sein. Es ist viel schwieriger für etwas zu stehen. Aus diesem Grund möchte ich hier für etwas stehen, nämlich FÜR eine bessere Frauen- und Kinderpolitik, für eine bessere Migrationspolitik und für bessere Arbeitsbedingungen! Im Grunde: Für ein gutes Leben für uns ALLE!