Teil 1: Die Sexuelle Revolution, die keine war

In dieser Reihe über die Sexuelle Revolution möchten wir uns ein paar Fragen stellen:

  • War die Sexuelle Revolution wirklich eine Revolution?
  • Wer hat von der sogenannten Sexuellen Revolution profitiert?
  • War die Sexuelle Revolution wirklich eine Befreiung der Sexualität?
  • Welche Auswirkungen haben die verschiedenen Aspekte der Sexuellen Revolution heute?

Um diese Fragen klären zu können, braucht es eine Definition des Begriffs Sexuelle Revolution. Im Anschluss werden die Aspekte, die mit der Sexuellen Revolution in Verbindung stehen genau untersucht. Jeder Teil der Serie wird sich mit einem Aspekt der Sexuellen Revolution auseinander setzten. Die einzelnen Aspekte werden dabei genau beleuchtet werden. Am Ende der Serie, wenn alle Teile bearbeitet wurden, werden wir versuchen die gestellten Fragen zu beantworten. Viel Spaß mit diesem großen Thema 🙂

 

Begriffsdefinition:

Wikipedia definiert den Begriff Sexuelle Revolution wie folgt:

Der Begriff sexuelle Revolution bezeichnet den historischen Wandel der öffentlichen Sexualmoral im Sinne einer Enttabuisierung sexueller Themen, einer zunehmenden Toleranz und Akzeptanz von sexuellen Bedürfnissen der Geschlechter sowie ihrer sexuellen Orientierungen, unabhängig von einer institutionell oder religiös legitimierten Form. Er bezieht sich auf gesellschaftliche Umschwünge in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. (https://de.wikipedia.org/wiki/Sexuelle_Revolution)

Eine Weiterentwicklung des Begriffes ist Neosexuelle Revolution, welche die andauernden Änderungen der Sexualmoral in westlichen Ländern bezeichnet. (Siehe: Wikipedia)

 

Das Ziel der Sexuellen Revolution:

Grundsätzlich kann man sagen, dass vor allem die sexuelle Revolution in den 1968ern eine „Befreiungsbewegung“ war. Sexualität sollte befreit werden von religösen und gesellschaftlichen Zwängen. Die Lust und auch die Liebe sollten frei sein und jeder sollte Lust und Liebe so leben dürfen selbst gewollte. Die Neosexuelle Revolution bezeichnet lediglich die Fortsetzung dieser Befreiung bis in die Gegenwart.

Die Ziele dieser Revolution in allen Ehren, aber wurden Sexualität, Lust und Liebe tatsächlich befreit? Wie frei sind wir Menschen in unserer sexuellen Auslebung wirklich? Mit Sicherheit haben diese Bewegungen den Blickwinkel auf das Sexuelle verschoben, aber ob es eine Befreiung war, ist zu bezweifeln. Aber sehen wir uns konkret an, was die Sexuelle und die Neosexuelle Revolution behaupten befreit zu haben:

 

Die Pille:

Dieses hormonelle Verhütungsmittel wurde in den 1960ern auf den Markt gebracht und wurde als DAS Werkzeug der sexuellen Befreiung angesehen. Gerade bei Frauen wurde die Pille als ein Wundermittel für die sexuelle Selbstbestimmung  angepriesen. Und natürlich ist hormonelle Verhütung bis heute eine extrem nützliche Verhütungsmethode, gerade wegen der hohen Sicherheit. Jedoch nimmt die Pille als Wundermittel eine sehr eingeschränkte Haltung Sex gegenüber ein.

Die Pille als Verhütungsmittel, das den Sex revolutioniert, definiert Sex lediglich als vaginale Penetration. Denn nur mit dieser Definition von Sex kann die Pille als Befreiungsmechanismus der Sexualität gesehen werden. Das heißt, die Pille war nur für jene eine revolutionäre Erfindung, die meinen, dass Sex gleichzusetzen ist mit: „Penis in Vagina stecken“. Diese einseitige Definition von Sex schließt beispielsweise alle Formen der Homosexualität aus. Dies würde bedeuten, dass zwei Männer die gemeinsam zum Orgasmus kommen sind keinen Sex hatten.

Ebenfalls kann die Pille nur dann als revolutionär bezeichnet werden, wenn es darum geht eine Schwangerschaft zu verhindern ohne dabei auf vaginalen Penetrationssex zu verzichten bzw. wenn nicht auf den Samenerguss in der Vagina verzichtet werden soll. Die Pille verhält sich in vielen anderen Aspekten nicht revolutionär, da sie weder Krankheiten entgegenwirkt, noch irgendeinen Fortschritt für Anal-, Oral- oder Manualsex bringt. Dementsprechend war die Pille wohl eher revolutionärer für den Penis als für die Menschheit. Der Penis konnte durch die Pille nun immer den Komfort einer Vagina genießen, ohne dabei Sorge zu tragen, dass eine ungeplante Schwangerschaft den Spaß mildert.

Sexuelle Revolution oder medizinisches Risiko?

Die Pille war weder revolutionär für sexuelle Beziehungen außerhalb der Heterosexualität, noch für andere Praktiken die durchaus als „Sex“ definiert werden. Daher stellt sich die Frage, inwiefern die Pille nun revolutionär war. Immerhin hat die Einführung von hauptsächlich hormoneller Verhütung auch einige Nachteile mit sich gebracht, die überhaupt nicht nach sexuelle Befreiung aussehen. Gerade bei gesundheitlichen Aspekten schneidet hormonelle Verhütung nicht gut ab. Nach heutigen medizinischen Standards wäre die Pille nicht zugelassen worden. Ähnliche Entwicklungen sieht man gerade bei der Pille für den Mann, die ähnliche Nebenwirkungen hat und deshalb nicht zugelassen wurde (Zeit Online).

Es bleibt eine Frage: Warum sind die gleichen Nebenwirkungen für Männer unzumutbar, die für Frauen seit über 50 Jahren als zumutbar gelten? Geht man nach modernden medizinischen Standards, hätte die Antibabypille und andere hormonelle Präparate längst vom Mark genommen werden müssen. Sind sie aber nicht. Warum? Weil damit einerseits viel Geld verdient wird und dies andererseits mit Pseudo-Vorteilen, wie einem „regelmäßigen Zyklus“ legitimiert wird. Zwar wird man nur selten darüber aufgeklärt, aber wenn Frauen die Pille nehmen, haben sie keinen Zyklus, dementsprechend ist der „regelmäßige Zyklus“ eher eine Lüge als ein Vorteil.

Die spannendste Nebenwirkung der Pille, vor allem im Kontext der Sexuellen Revolution, ist wahrscheinlich der Libidoverlust. Das bedeutet, dass Frauen die die Pille nehmen häufig keine Lust mehr auf Sex haben und manchmal kommt die Lust trotz Absetzen der Pille nie mehr zurück (Der Standard). 30% der Frauen, welche die Pille abgesetzt haben, gaben den Libidoverlust als Grund an (siehe: Vice).  Der Verlust der Lust steht wohl im starken Kontrast zu einer Befreiung der Lust. Es stellt sich daher die Frage, inwiefern wurde die Sexualität befreit, wenn einem Geschlecht jegliche Lust künstlich genommen wurde?

Andere Auswirkungen:

Aber auch in Umweltfragen kann die Pille nicht als revolutionär gelten. Im Laufe der Jahre wurde klar, dass die enorm hohe Zahl an hormonell verhütender Frauen, negative Auswirkungen auf den Planeten und die Umwelt hat. Gerade die Wasserqualität leider unter der Pille, da dadurch vermehrt weibliche Hormone ausgestoßen werden (Der Standard). Dies hat zur Folge, dass Wassertiere vermehrt Weiblich werden. Wie wir alle wissen, braucht es aber Männchen und Weibchen für die Fortpflanzung. Auch andere Veränderung in Fauna und Flora können auf die hohe Beliebtheit hormoneller Verhütungsmittel zurück geführt werden. Inwiefern uns diese Veränderungen unserer Umwelt noch auf den Kopf fallen werden, ist fraglich. Es ist aber anzunehmen, dass Veränderungen der Umwelt gepaart mit klimatischen Veränderungen, wohl weniger vorteilhaft für den Menschen sein werden.

Fazit:

Das Fazit der Pille ist daher weit weniger revolutionär als propagandiert wird. Die Pille hat nicht die sexuelle Befreiung herbei geführt, sondern hat lediglich eine Möglichkeit für sichere Verhütung geliefert. Diese Möglichkeit der sicheren Verhütung kommt aber immer gepaart mit negativen Nebenwirkungen, die sogar tödlich sein können. Das solch eine Erfindung als Revolution im Sinne der sexuellen Befreiung der Frau gefeiert wird, macht deutlich wie niedrig die Messlatte für sexuelle Belange, vor allem für Frauen, ist.

Wenn Depressionen, Libidoverlust und teilweise der Tod auf Raten als Revolution gegenüber der Schwangerschaft gefeiert wird, wird deutlich wie unsere Gesellschaft der Gesundheit von Frauen und der Schwangerschaft gegenüber steht. Die Gesundheit der Frau ist dementsprechend nicht notwendig, solange vaginale Penetration IMMER vollzogen werden kann und eine Schwangerschaft kann anscheinend so viele Nachteile bringen, dass selbst der Tod eine bessere Option ist. Hierbei muss sich die gesellschaftliche Anschauung ändern, aber es müssen auch reale Alternativen und Möglichkeiten geboten werden.

 

Gemeinsam sind wir stark: Unterstütze re-think!

 

Quellen:

Katrin Graßl

Autorin & Sprachwissenschaftlerin, Feministin, Anarchistin, Anti-Kapitalistin, Historikerin & Pädagogin

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